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Bogenbohrer – ein Feuerbogen den  Göttern  geklaut.

 

In Zeiten, in denen das Feuer nur von Göttern beherrscht wurde, die mit brennenden Blitzen bewaffnet waren, war dieses primitive Werkzeug fast magisch. In geschickten Händen konnte man damit unter einer Minute ein Feuer entfachen.

Vor dem Aufkommen von Feuersteinen und schließlich Streichhölzern oder Feuerzeugen blieb der Feuerbogen für lange Zeit eine bahnbrechende Erfindung für die Menschheit.

Es gibt nichts, was Sie daran hindern könnte, dieses Wunder selbst zu vollbringen. Dazu braucht man die richtigen Materialien, ein bisschen Ausdauer und Fantasie:

Das Holz sollte trocken, aber nicht morsch sein, vorzugsweise von toten Ästen, die noch am Baum hängen, oder von ganzen toten Bäumen. Ein möglichst gerader, 20-30 cm langer und etwa daumendicker Erdbohrer, der unten abgerundet und oben wie ein Bleistift angespitzt ist. Ein etwa 1,5-2 cm dickes Brett. Die optimale Wahl für den Druckklotz wäre die gleiche Holzart, aus der auch die übrigen Bauteile gefertigt sind, möglicherweise ein härterer Baum.  “Schleife” ist keine beiläufige Bezeichnung und sollte aus einem frischen, biegsamen, schleifenförmigen Zweig von etwa 60 cm Länge hergestellt werden. Der Bogen sollte nicht zu straff gespannt sein. Ein dickes, aus einem Lederriemen geschnittenes Band eignet sich gut – die von der Nähmaschine deiner Oma scheinen für Feuerbögen gemacht worden zu sein. McGyver würde wahrscheinlich auch eine Startschnur empfehlen (wie die, die man zum Starten von Rasenmähermotoren oder Kettensägen verwendet), und er hätte auch nichts gegen eine Fallschirmschnur.

Holz ist nicht gleich Holz. Nutzen Sie daher die Erfahrung Ihrer Vorfahren und wählen Sie Baumarten und -kombinationen, die sich bereits vielfach bewährt haben.

Wenn Sie eine Schnecke wollen, sollte sie vorzugsweise aus Haselholz und ein Brett aus Kiefer gefertigt sein. Der Rest kann mit Pappel oder Birke ergänzt werden.

Falls Sie sich für alle Holzteile Ihres Feuerbogens auf eine Holzart beschränken, sind die folgenden Arten gut geeignet: Linde, Weide, Kiefer, Bergahorn, Ahorn, Tanne, Wildrose, Dünenkiefer, Holunder, Fichte, Tanne, Lärche, Ulme.

Sie haben bereits Holz aus dem Garten Ihres Nachbarn gesammelt, den Lederriemen von der alten Singer Ihrer Großmutter abgezogen und alles zusammengebaut, aber was nun?

Zuerst machen Sie mit dem Messer eine kleine Vertiefung und fangen an, in den Boden zu bohren, wobei Sie den Bogen hin und her bewegen, um den Bohrer in eine Drehbewegung zu versetzen. Zuerst sanft, dann immer stärker, bis Rauch entsteht. Es gibt Rauch, das ist gut.

Dann machen Sie einen V-förmigen Einschnitt, der bis zur Mitte des Schaftes reichen sollte.

Sie beginnen erneut mit dem “Bohrvorgang”, aber jetzt legen Sie etwas unter die Kerbe, das als Anzündholz dienen soll (Rinde, ein Blatt, ein Horn, ein dünnes Brett). Der Rauch wird dichter, du drückst fester, erhöhst die Geschwindigkeit und bohrst eine Weile weiter.

Das klingt ein bisschen wie die Beschreibung eines bizarren sexuellen Aktes, gepaart mit einem Holzfetisch, aber was soll man machen, so funktioniert es nun mal.

Für den Rest sorgen unsere Lungen und die Fähigkeit, mit einem Feuerstarter “Feuer zu machen”.

So viel in Kürze und in der Theorie, in der Praxis ist es nicht so einfach, vor allem für Neulinge. Es handelt sich auch nicht um eine Kunst, die jahrelang in Buschmannschulen erlernt werden muss. Ein paar Dutzend Minuten Übung reichen aus, um Feuer zu machen.

Zeitgenössische Adepten dieser alten Kunst, denen das Beschreiben und Zeichnen eine zu archaische Form des Wissenserwerbs zu sein scheint, verweisen wir (halb im Scherz, halb im Ernst) auf die Schatzkammer aller “Tutorials”, nämlich die Plattform YouTube – dort finden sich zahlreiche mehr oder weniger gelungene Versuche.

In der Zwischenzeit können Sie sich an die Arbeit machen! Man weiß nie, wann man vergisst, Streichhölzer für seine Zigaretten zu kaufen. ;)

copyright© by Juliusz Wojciechowicz

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